Portrait junger Mann und junge Frau, die sich körperlich nahe sind

Vorzeitige Ejakulation - Ejaculatio praecox - früher Samenerguss

  • 20-40% der Männer sind betroffen
  • von vielen nicht als problematisch erlebt
  • Definition schwierig: zwischen Penetration und Ejakulation liegen weniger als zwei Minuten; Samenerguss vor dem Eindringen oder innerhalb von 15 Sekunden danach; Orgasmus mental nicht kontrollierbar; Problematik hält über mind. 6 Monate an
  • primäre und sekundäre Form
  • bei älteren Männern auch Begleiterscheinung einer Krankheit
  • medikamentöse, psychologische und mechanische Lösungsansätze

Vorzeitige Ejakulation (Ejaculatio praecox) - nur peinlich oder krankhaft?

Vorzeitige Ejakulation oder Ejaculatio praecox, der vorzeitige Samenerguss des Mannes, ist in der medizinischen Literatur seit neunzig Jahren ein Begriff. Es dauerte allerdings bis in die 1970er Jahre, bevor sich die medizinische Forschung dem Thema intensiver zuwandte. Statistisch ist die Häufigkeit der vorzeitigen Ejakulation schwer zu erfassen. Hier, wie bei anderen sexuellen Problemen, scheitert eine Offenlegung am Schamgefühl des Betroffenen. So erklärt sich die Streuung der genannten Zahlen. Unter hundert Männern sollen zwischen 20 und 40 unter vorzeitigem Samenerguss leiden. Somit wäre die Ejaculatio praecox als häufigste sexuelle Störung insgesamt anzusehen. Sie wird heute medizinisch unter die Orgasmusstörungen gerechnet.

Die Statue des nackten David erschaffen von Michelangelo

Definition und Problematik der Vorzeitigen Ejakulation (Ejaculatio praecox) - "Schnellspritzer"-Problematik

Die Definition von vorzeitiger Ejakulation ist nicht leicht. Die individuelle Befindlichkeit spielt eine besondere Rolle. Wo liegt der Unterschied zwischen einem schnellen Orgasmus, der als befriedigend empfunden wird, und einem vorzeitigen Samenerguss, lautet die Frage. Grundsätzlich muss die vorzeitige Ejakulation über sechs Monate anhalten, um die Definitionsansätze greifen zu lassen. Zu den Definitionen zählen: zwischen Penetration und Ejakulation liegen regelmäßig weniger als zwei Minuten. Samenerguss vor dem Eindringen oder innerhalb von 15 Sekunden danach. Beim Verkehr kann der Mann nicht mehr als sieben Stöße mit dem Becken durchführen, ehe er ejakuliert. Die heute häufigste Definition zielt darauf ab, dass der Mann keine Kontrolle über seine Ejakulation hat oder zu haben glaubt und dies als negativ empfindet. Dass die Partnerin, bei normaler Orgasmusfähigkeit, wegen dieser Eigenschaft des Mannes nicht zum Höhepunkt kommen kann und dies ebenfalls als negativ empfindet. Es ist also das Paar und sein sexuelles Erleben, das in den Fokus der Medizin rückt.

Wenn der betroffene Mann, aufgrund seiner Unfähigkeit zur Zurückhaltung der Ejakulation, seinen auf den sexuellen Höhepunktbezogenen "langsameren" Sexualpartner wiederholt oder niemals befriedigen kann, kann dies zur emotionalen Abkehr von dem als "sexuell egoistisch" erlebten "Schnellspritzer" führen - die Beziehung scheitert letztlich am vorzeitigen Samenerguss.


Formen der Vorzeitigen Ejakulation (Ejaculatio praecox)

Es wird zwischen primärer Ejaculatio praecox, die schon seit dem ersten Geschlechtsverkehr auftritt, und der sekundären Ejaculatio praecox unterschieden. Sekundär tritt die Ejaculatio praecox vor allem bei älteren Männern auf, sie ist oft Begleiterscheinung einer Erkrankung. Erektionsstörungen sind bei beiden Formen zu verzeichnen - bei der primären vorwiegend aus psychischen, bei der sekundären aus physiologischen Gründen. Als Normalfall gilt die vorzeitige Ejakulation beim ersten Geschlechtsverkehr eines Mannes überhaupt, beim ersten Sex mit einer neuen Partnerin, beim ersten Sex nach einer längeren Phase der Enthaltsamkeit oder wenn sich die vorzeitige Ejakulation nur als seltene Erscheinung zeigt.


Schnelle Hilfe bei Vorzeitiger Ejakulation (Ejaculatio praecox)

In vielen dieser Fälle hilft ein einfaches Mittel: Vor dem Verkehr wird masturbiert, um den "ersten Druck" abzulassen. Vor allem bei jüngeren Männern wirkt dieser Erregungsabbau, bei älteren Männern besteht selbstverständlich die Gefahr, dass sie "ihr Pulver schon verschießen", also danach zu keiner Ejakulation oder überhaupt Erektion mehr fähig sind. Die Ursachen der Ejaculatio praecox sind umstritten, sicher ist, dass es sich um eine multifaktorielle Störung handelt. Psyche und Körper spielen zusammen. Zu den möglichen Ursachen wird unter anderem ein "Samenüberschuss" gezählt, der nach Entladung drängt - wobei die Triebableitung durch Masturbation dieses Problem beseitigen kann.


Diagnose und Therapie Vorzeitiger Ejakulation (Ejaculatio praecox)

Die Untersuchung durch einen Urologen, mit der Erstellung einer Krankengeschichte und dem Ausschluss von Krankheiten als möglicher Ursache ist zu empfehlen. Es gibt Medikamente, die zu einer spürbaren Verlängerung der Penetrationsdauer führen. Der PDE-5-Hemmer Sildenafil, der in der Potenzpille Viagra zum Einsatz kommt, wird zu den erfolgversprechenden Wirkstoffen gezählt. Zusätzlich wird die Erektionsfähigkeit gesteigert. Als Kombinationstherapie wird ein PDE-5-Hemmer zusammen mit einem Antidepressivum verschrieben. In anderen Fällen, wie bei Betablockern, ist die verminderte Ejakulationsfähigkeit eine Nebenwirkung, die im Fall der Ejaculatio praecox medizinisch genutzt wird. Im Handel gibt es Betäubungsmittel, die die Empfindlichkeit des Penis vermindern. Hier liegt aber auch eine Minderung der Lust für den Mann vor, beziehungsweise bei falscher Dosierung und nachfolgender Betäubung der Scheidenwand auch ein Lustverlust für die Frau. Kondome, deren Innenseite ein Betäubungsmittel enthalten, stellen sicher, dass die Partnerin nicht unter Empfindungsverlust leidet. Als weitere Möglichkeiten haben sich Beckenbodenübungen bewährt - es gibt auch Präparate zur Stärkung der dort liegenden sogenannten "Potenzmuskeln". Die Start-Stopp-Methode soll die Ejakulationskontrolle erlernbar machen. Der Mann masturbiert und bringt sich immer wieder kurz vor die Grenze zur Ejakulation, um den "Point of no return", die Schwelle vor dem Erguss, kennenzulernen und schließlich herauszuschieben. Bei der "Squeezingtechnik" nach Masters und Johnson, einer Partnerübung, drückt die Frau mit dem Daumen auf die Unterseite der Eichel, mit Zeige- und Mittelfinger über bzw. unter die Kranzfurche der Eichel. Wenn die Ejakulation bevorsteht, wird durch Druck auf den erigierten Penis die Harnröhre kurzzeitig abgeklemmt und der Samenausstoß unterbunden. Hier sind Vertrauen und Experimentierfreude notwendig. Zunehmend werden auch Penisexpander bei vorzeitigem Samenerguss erfolgreich angewendet.